„Das letzte Sakrament“ von Thomas Kowa

Buchbesprechung., Die Welt der Bücher.

In einem Basler Labor wird die Leiche des Wissenschaftlers Roland Obrists gefunden, der zugleich auch der Bruder des Basler des Bischofs war. Alexander Pandera und seine ihm neu zugeteilte Kollegin Tamara Aerni übernehmen den Fall und stoßen bei ihren Nachforschungen auf geheime Untersuchungen am Grabtuch Jesu, die der Vatikan höchstpersönlich in Auftrag gab.
Zeitgleich behauptet in Rom auf dem Petersplatz der junge, hochmotivierte und prestigesüchtige Reporter Roger Simovic, dass es einem Wissenschaftler tatsächlich gelungen sei, Jesus zu klonen. Das sorgt für riesige Furore und bringt den Vatikan in Zugzwang. Und so beginnt nun eine Hetzjagd nach dem Mörder und nach dem Wissenschaftler und dem Jesusklon, der von vielen auch gar nicht erwünscht ist.


Das letzte Sakrament ist der Debütroman aus der Feder des 1969 in Bern geborenen Thomas Kowa. Dieser arbeitet derzeit neben seiner Tätigkeit als Schriftstellers auch als Musikproduzent und bei einem Blutdiagnostikkonzern und ist schon durch diverse Kurzgeschichten in Erscheinung getreten, wofür er 2007 auch den 2. Platz eines Krimiwettbewerbs erhielt.
Sein Erstlingswerk erschien vor Kurzem bei Bastei Lübbe und darin greift Kowa gleich ein brisantes und spannendes Thema auf: das Klonen von Menschen. Doch nicht „irgendeinen“ Menschen, sondern gleich den Heiland Jesus persönlich.
Und er spinnt den Faden – die Ereigniskette – intelligent weiter und gibt dem Leser genügend Denkanstöße, sich selbst seine Meinung zu bilden. Wäre solch‘ ein genetisches Abbild der im Christentum als Erlöser gefeierten Person wirklich so wünschenswert oder würde es nicht eher zu einer erneuten Spaltung des Glaubens führen? Und wie würden andere Religionen auf solch ein heikles Experiment reagieren? Aber die wichtigste Frage, die man sich stellen muss, ist doch zweifellos: wäre dieser Klon auch wirklich ein exaktes Abbild des ursprünglichen Jesus, von dem niemand so recht weiß, wie er wirklich aussah und welchen Charakter er wirklich hatte?

Dabei legt sich Kowa in seinem Roman selbst aber nicht wirklich auf eine Ansicht zu diesem heiklen Thema fest, sondern lässt dem Leser selbst die Möglichkeit, sich seine Meinung zu bilden, indem er den verschiedenen Akteuren in ihren jeweils eigenen Absichten, den Jungen oder den Wissenschaftler zu finden, das Wort erteilt und die Argumente für und gegen diese Tat beleuchtet. Dadurch entsteht ein breites, reichhaltiges Bild zum Thema „Klonen“.

Diese Thematik wird spannend und gelungen in die Geschichte um den Mord an Roland Obrist und die seltsamen Berner Jesuiten eingewoben und hält den Leser immer gut bei Interesse an der Geschichte, da er streckenweise durchaus dazu angehalten wird, selbst die Puzzleteile aneinanderzufügen und mitzuraten. Außerdem ist er oft mit mehr Wissen um die Geschichte ausgestattet, was in einigen Situationen besonders spannend wird, wenn man als Leser sieht, wie die Protagonisten eine falsche Entscheidung treffen möchten.

Dabei wird die Geschichte strikt geradlinig erzählt, ohne große Rückblenden oder Vorausschauen und größere Zeitsprüngen. Nur zwei erzählerische Lücken existieren und leider verwirren sie den Leser mehr als das sie für das Erzählen hilfreich und nützlich seien, da dadurch einiges an Informationen verloren ging und man sich fragt, was man nun wohl verpasst habe.
Das tut der Glaubhaftigkeit der Geschichte aber keineswegs einen Abbruch, sondern wirkt eher wie eine kleine Zäsur im Ganzen.

Die Figuren sind allesamt gut durchgezeichnet und diffenziert, sodass sie der Geschichte selbst noch die interessante Würze geben, die sie so interessant macht. Jeder Charakter verfolgt seine eigenen Interessen mit den unterschiedlichsten Mitteln und liefert so eine wunderbare Dynamik, die der Leser durch rasche Perspektivenwechsel in Form kurzer Kapitel aufnehmen und verfolgen kann, wodurch man immer gut über das Ganze informiert ist, ohne dass die Spannung schon von vorweg genommen wird.
Bewundernswert und angenehm empfand ich auch, dass, anders als derzeit in vielen Romanen dieser Gattungen üblich, wenn dem Protagonisten ein weibliches Wesen zur Seite gestellt wird, Pandera sich nicht auf eine Beziehung mit Aerni einlässt, sondern sich ihre Ebene immer nur rein beruflich bewegt. Leider findet man derartiges heute nicht allzu häufig häufig…

Dieser Debütroman von Kowa konnte mich fast durchgängig überzeugen, denn ihm ist auf originelle und fesselnde Art und Weise gelungen, einen Thriller zu schreiben, der die scheinbaren Gegensätze Wissenschaft und Religion verbindet. Denn wäre nicht solch ein Jesusklon das Bindeglied zwischen den Parteien? Vorausgesetzt, man akzeptiert es…

 

Live. Love. Be. Believe.

Eure Shaakai

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